Manchmal muss man sich schon wundern, für wie “unbedarft” einen manche Menschen halten.
Am Freitag Abend trudelte bei uns eine Email ein. Nett, höflich und ziemlich ausführlich geschrieben. Mit Begrüßungstext, ausführlicher Erklärung, Link-Wunsch des Anschreibers mit ach so toller Infografik, bißchen Brei um das Blogger-Maul gerieben und einer netten Verabschiedung. Ein runder Text. Ein bißchen zu rund hatte sich das angefühlt. Und außerdem können wir Aufforderungs-Emails mit Link-Wünschen meist eh nicht so wirklich leiden, wenn diese mit halbwegs versteckter Absicht angepriesen werden.
Die Mail war jedenfalls komisch. Auch wenn sie einen Namen und eine Adresse plus Telefonnummer beinhaltete.
Eine kleine Recherche ergab dann folgendes:
- die beworbene Webseite, die angeblich für uns Blogger einen Mehrwert bieten soll, gibt es seit noch nicht einmal drei Monaten.
- die beworbene Webseite hat Stand heute genau 112 Seiten im Google-Index.
- die zu verlinkende Infografik wurde anscheinend sehr kurzfristig bei einem externen Grafiker (Freelancer) ab dem 26.12.2011 in Auftrag gegeben.
- die dafür veröffentlichte Job-Ausschreibung findet man recht leicht im Netz (“Wir suchen gute Grafiker, die uns zu langen, informativen Artikeln auf www…..de eine übersichtliche Infographik erstellen.”).
- die uns anschreibende Frau ist laut Xing-Profil in den Bereichen “Ghostwriting, Unique Content, Marketing, Werbung” usw. unterwegs.
- deren Stellenausschreibung findet man ebenfalls im Web
- sucht man die Namen der Menschen aus dem Impressum der Seite, stößt man auf mehrere kleine “Shops”, die sich munter selbst und gegenseitig mit relevanten Keywords verlinken.
- die angepriesene Infografik wurde inzwischen auf einigen Presseportalen und Wirtschafts-Webseiten veröffentlicht.
Alles in Allem fällt mir dabei folgendes auf:
- der Grafik-Freelancer muss schnell gearbeitet haben.
- die dafür eingestellte “Redakteurin” ist fleissig. Auch spät abends an einem Freitag.
- Webseite aus dem Boden stampfen und für den Inhalt und das Marketing sich paar günstige Freelancer engagieren ist einfach.
- hier soll wohl eine neue Webseite mit halbwegs interessanten kostenlosen Blogger-Häppchen beworben werden.
- das Bloggerhäppchen ist mit bereitgestelltem HTML-Code bereits hübsch vorgekaut.
- die Werbung ist breitgestreut und soll möglichst kostenlos verlinken.
- viele Blogs haben den Köder bereits flott geschluckt.
- Blogger werden anscheinend alle über einen Kamm geschoren
- die Masche scheint irgendwie halbwegs zu funktionieren.
- das fröhliche Link-Netzwerk dieser Menschen scheint noch nicht aufgeflogen zu sein.
Wir fühlen uns gehörig verarscht und es ist schon ein großes Armutszeugnis, wenn man glaubt, Blogger seien so sehr naiv und/oder dumm.