Da es mein Beruf erfordert, muss ich für insgesamt zwei Wochen auf Schulung nach Jena. Das ist jetzt nichts, worauf man sich als Erwachsener freut (was sicherlich nicht am Zielort liegt). Zu aufwändig sind dafür die notwendigen Umstellungen und Organisationen des Alltags. Und mehr Geld bekommt man für diese 24h-Tage im Namen des Jobs ja leider auch nicht. Dennoch kann und wird man das als Erwachsener halbwegs ordentlich schaffen. Zumindest ist so meine bisherige Beobachtung.
Wie solch eine relativ lange Zeit ohne Papa allerdings vom Kind verkraftet wird, steht da schon wieder auf einem völlig anderen Blatt: normalerweise erklären wir unserem Kind solche Events schon einige Zeit im Vorfeld, damit sie sich darauf einstellen kann. Sie ist da ein bißchen wie der Papa und braucht da etwas Zeit. Da ich bisher noch nie so lange von ihr getrennt war, haben wir ihr die Abwesenheit schon knapp zwei Wochen vorher erklärt. Sie war von Anfang an wenig bis gar nicht begeistert. Verständlich, denn die Eltern haben sich auch nicht so wirklich drauf gefreut (was wir sie natürlich möglichst nicht spüren ließen).
Je mehr Tage vergingen und je näher die Abreise kam, desto größer wurde ihr Unbehagen. Die Vorbereitungen waren auch für sie spürbar: noch ein paar neue Klamotten kaufen (schließlich will man ja nicht völlig abgerissen in der Schulung sitzen), Hotel reservieren, Bahn-Tickets abholen, Taxi zum Bahnhof bestellen und noch einige andere Dinge. Sie zählte jeden Tag ängstlich die Tage bis zur Abreise.
Um ihr die Zeit ohne Papa nicht zu schlimm werden zu lassen, haben wir uns überlegt, daß wir zumindest abends vor dem Schlafengehen telefonieren wollen. Möglichst mit Video-Telefonie. Also haben wir uns ratzfatz ein kleines schnuckeliges Netbook zugelegt und dann auf diesem und zu Hause Skype zu installieren. Im Test am vergangenen Wochenende hat das Zusammenspiel nach einigen technischen Startschwierigkeiten (Headset hatte leider Kabelbruch, deshalb nun klassisch mit alter Aiptek-Cam und einem noch älteren Membran-Micro) gut geklappt. Das Netbook hat sogar einen Sim-Karten-Schacht, mit dem wir (sollte das Hotel-WLAN nicht funktionieren) mit der Fonic-Sim-Karte aus meinem Handy online gehen könnten. So zumindest bisher die Theorie.
Wie auch immer, Tessa hatte gestern viel Spaß bei unseren Video- und Sprachtests und beendete jeden Satz mit einem zuckersüßen “Over”.
Dann abends beim zu Bett bringen war natürlich der letzte Abend mit Papa da und sie weinte bitterlich. Da half es auch nur wenig, ihr die tollsten Verlockungen als Ersatz in Aussicht zu stellen: jeweils einen Besuch bei McDonalds und Subways, in Papas Bett schlafen dürfen, jeden Abend videofonieren, eine tolle Postkarte aus Jena schicken… nichts kam an den Papa ran. Dennoch hat unser verhandlungssicheres Basar-Kind zwischen den Tränen noch einen Besuch bei BurgerKing raus geschlagen.
Wir hatten noch einen schöne Zeit in ihrem Bett und schlußendlich schlief sie dann doch irgendwann müde ein. So eine lange Zeit ohne Papa ist einfach nicht so leicht für ein fünfjahriges verschmustes Mädchen, das ihre Eltern über alles liebt!